Mit provokanten Songtexten verstört er in den siebziger Jahren als „Panikrocker“ das bürgerliche Establishment – mittlerweile gilt Udo Lindenberg als deutsche Kultfigur und lebende Legende. Als erster deutschsprachiger Rockmusiker prägt er die deutsche Musiklandschaft entscheidend mit und gilt heute zahlreichen Nachfolgern als großes Vorbild
Udo Lindenberg kommt am 17. Mai 1946 als Udo Gerhard im westfälischen Gronau zur Welt. Er ist der Sohn von Hermine und Gustav Lindenberg und hat drei Geschwister – den älteren Bruder Erich sowie die jüngeren Zwillingsschwestern Ecki und Inge. Schon als Kind lebt er sein ausgeprägtes Rhythmus-Gefühl an leeren Benzinfässern aus, wenig später erhält er sein erstes Schlagzeug und begibt sich damit – in Tradition der Handwerker – auf seine Lehr- und Wanderjahre, welche ihn durch Norddeutschland, nach Frankreich, ins libysche Tripolis und schließlich auf die Musik-Akademie in Münster führen. 1968 kommt er nach Hamburg und wird Mitglied bei den „City Preachers“ – Deutschlands erster Folk-Rock-Band mit Inga Rumpf als Lead-Sängerin.
1969 gründet Udo Lindenberg mit Peter Herbolzheimer seine erste Band „Free Orbit“, nebenher arbeitet er als Studio- und Gastmusiker – sein Talent als Schlagzeuger ist gefragt. Er spielt unter anderem mit Klaus Doldinger die Titelmusik für die erfolgreiche Krimi-Reihe „Tatort“ ein. Seine ersten Alben sind nur mäßig erfolgreich – nur das Stück „Hoch im Norden“ entwickelt sich besonders in Norddeutschland zum Radio-Hit.
Seinen kommerziellen Durchbruch hat Udo Lindenberg 1973 mit dem Album „Andrea Doria“ und den darauf enthaltenden Singles „Andrea Doria“ und „Cello“. Besonders bei Jugendlichen kommt die Musik von Udo Lindenberg gut an – in schnoddrigem Tonfall und mit viel Ironie erzählt er in seinen Songs originelle Alltagsgeschichten, nimmt zeitgeistige Gesellschaftserscheinungen aufs Korn und erfindet seine Kunstfiguren Rudi Ratlos, Elli Pyrelli und Bodo Ballermann.
Nach seiner ersten Deutschland-Tournee mit dem neu gegründeten „Panikorchester“ wird 1974 das Album „Ball Pompös“ zur LP des Jahres gewählt – danach verhilft Udo Lindenberg der Sängerin Ulla Meinecke zu ihrem Debut und geht mit Eric Burdon auf die von Peter Zadeck inszenierte „Dröhnland-Symphonie-Tour“. Mit seinem Film „Panische Zeiten“ (1980) mit Eddie Constantine und Hark Bohm macht Udo Lindenberg erste Gehversuche als Filmproduzent – auf der gleichnamigen Platte gastiert unter anderem die amerikanische Rocksängerin Helen Schneider
1981 steigt das Duett von Udo Lindenberg und dem zehnjährigen Pascal Kravetz „Wozu sind Kriege da?“ hoch in die deutschen Charts ein und 1982 erscheint das eher ungewöhnliche Album „Keule“. 1983 hat er mit „Sonderzug nach Pankow“ – einer Adaption von Harry Warrens „Chattanooga Choo Choo“ – seinen größten kommerziellen Erfolg. Bei einem Auftritt im Ostberliner Palast der Republik überreicht Udo Lindenberg dem damaligen DDR-Staatsratsvorsitzenden Erich Honecker medienwirksam eine Lederjacke – dieser revanchiert sich 1987 mit einem persönlichen Besuch bei dem Sänger. Udo Lindenberg avanciert in der damaligen Zeit zur Integrationsfigur jugendlicher Rockfans in Ost und West – zur lange geplanten Tournee durch die DDR kommt es aber erst 1989 nach dem Fall der Mauer.
1986 gilt als kommerziell erfolgreichstes Jahr für Udo Lindenberg – mit den Balladen „Horizont“ und „Ich lieb‘ dich überhaupt nicht mehr“, die sich wochenlang auf den vordersten Plätzen der deutschen Hitparaden halten, ist er zum Ärger vieler alter Fans im musikalischen Mainstream angekommen. 1988 erscheint das seiner Mutter gewidmete Album „Hermine“ und 1991 veröffentlicht er das Album „Ich will dich haben“. Ab Mitte der neunziger Jahre verblasst Udo Lindenbergs musikalischer Erfolg allmählich – zwar veröffentlicht er regelmäßig weitere Alben, doch die ganz großen Hits bleiben aus.
Udo Lindenberg macht sich auch als Maler einen Namen – seine auch „Likörelle“ genannten Malereien befinden sich heute unter anderem im Berliner Bundeskanzleramt und im Bonner Haus der Geschichte. 2006 wird er beauftragt, die Künstler-Ausgabe der Jubiläums-Edition von „Meyers Großem Taschenlexikon“ zu gestalten und den Einband aller Bände zu illustrieren.
Nach achtjähriger musikalischer Schaffenspause kann Udo Lindenberg dann 2008 mit „Stark wie Zwei“ ein überraschendes Comeback feiern – an der Produktion des sehr erfolgreichen Albums beteiligen sich unter anderem Annette Humpe, Jan Delay, Silbermond, Till Brönner und Helge Schneider. „Ich freue mich wie ein kleiner Robinson Crusoe, dass ich eine neue Actioninsel erreicht habe“ sagt der Sänger über den Erfolg des Albums, „da muss sich der Hut erst einmal wieder an die Höhenluft gewöhnen.“
1989 bekommt Udo Lindenberg das „Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland“ verliehen, ein Jahr später ehrt ihn der Saarländische Rundfunk mit der „Goldenen Palme“ für sein Lebenswerk. 1991 erhält Udo Lindenberg den deutschen Musikpreis „Echo“ ebenfalls für sein Lebenswerk, 2005 wird er mit dem „Bremer Kultur- und Friedenspreis“, 2006 mit der „Eins Live Krone“ und 2007 mit der „Carl-Zuckmayer-Medaille“ erneut für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Insgesamt verkauft Udo Lindenberg in zwanzig Jahren über sieben Millionen Tonträger.
Udo Lindenberg wohnt in den siebziger Jahren längere Zeit im Hamburger Stadtteil Winterhude zusammen mit Otto Waalkes und Marius Müller-Westernhagen in einer Wohngemeinschaft – heute residiert er im Hamburger Hotel Atlantic.