Sie wird „Madonna des Neokommunismus“ genannt und auch schon mal als „neue Rosa Luxemburg“ bezeichnet, als streitbare Gallionsfigur aller Linken ist sie das schöne Gesicht der Opposition im deutschen Bundestag – attraktiv, gebildet und ungemein eloquent polarisiert Sahra Wagenknecht wie kaum eine andere das politische Leben des Landes
Sahra Wagenknecht wird am 16. Juli 1969 als einziges Kind einer Galeristin und eines Iraners geboren, der als Student ihre in der DDR lebende Mutter kennenlernt und seit 1972 als verschollen gilt. Sie wächst bei ihren Großeltern im ländlichen Thüringen und später bei ihrer Mutter in Ost-Berlin auf, wo sie die Schule besucht – auf der Erweiterten Oberschule „Albert Einstein“ in Ost-Berlin legt sie 1988 das Abitur ab. Um gegen den in der DDR obligatorischen Wehrunterricht zu protestieren, geht sie in den Hungerstreik – daraufhin wird ihr mit der Begründung „sie sei nicht aufgeschlossen fürs Kollektiv“ in der DDR ein Studium verweigert.
Während ihrer Schulzeit ist Sahra Wagenknecht Mitglied der FDJ („Freie Deutsche Jugend“), kurz vor dem Ende der DDR tritt sie in die SED ein, die sie damals noch für reformfähig hält. Nach der Wende und der deutschen Einheit studiert Sahra Wagenknecht Philosophie und Literatur an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena und an der Berliner Humboldt-Universität sowie an der niederländischen Reichsuniversität Groningen, wo sie 1996 mit einer Arbeit über Hegel und Marx ihr Studium abschließt.
Von 1991 bis 1995 ist Sahra Wagenknecht Mitglied des Vorstandes der SED-Nachfolgepartei PDS – nebenher ist sie von 1991 bis 2010 auch Mitglied der „Kommunistischen Plattform“ der Partei „Die Linke“, gegenwärtig ruht diese Mitgliedschaft. Seit 2009 ist sie Abgeordnete im Deutschen Bundestag, ab 2011 zunächst stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Linksfraktion – 2015 löst sie den bis dahin amtierenden Fraktionsvorsitzenden Gregor Gysi ab und ist seitdem neben Dietmar Bartsch Oppositionsführerin im deutschen Bundestag.
2012 wird bekannt, dass Sahra Wagenknecht als Politikerin der „Linken“ vom deutschen Verfassungsschutz beobachtet wird.
Zum Skandal kommt es 2010, als der israelische Staatspräsident Schimon Peres am „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ als Gast im Deutschen Bundestag spricht und sich Sara Wagenknecht zum Schlussapplaus zusammen mit anderen Abgeordneten der Links-Partei nicht vom Sitz erhebt. Ihr Verhalten erklärt sie später: „Dass ich nach der Rede von Shimon Peres nicht an den stehenden Ovationen teilgenommen habe, liegt daran, dass ich einem Staatsmann, der selbst für Krieg mitverantwortlich ist, einen solchen Respekt nicht zollen kann.“
Sahra Wagenknecht zeigt offene Sympathie gegenüber der Politik Kubas und Venezuelas mit der Begründung, dass die Existenz des kubanischen Systems einen Hoffnungsschimmer für Staaten bedeutet, die die Verlierer einer markt- und profitorientierten globalisierten Welt sind.
Sahra Wagenknecht wird auch in der eigenen Partei immer wieder vorgeworfen, sie distanziere sich zu wenig vom Stalinismus. Eine Charakterisierung der DDR als Unrechtsstaat lehnt sie kategorisch ab, weil dies darauf hinauslaufe, die DDR auf eine Ebene mit der NS-Diktatur zu stellen. Zwar war die DDR kein demokratischer Staat, jedoch ist ihrer Meinung nach auch im heutigen kapitalistischen System keine echte Demokratie möglich.
2012 promoviert Sahra Wagenknecht an der Technischen Universität Chemnitz mit einer die Grenzen wirtschaftlichen Handelns in den Industriestaaten thematisierenden volkswirtschaftlichen Doktorarbeit.
2015 unterzeichnet Sahra Wagenknecht zusammen mit anderen Personen des öffentlichen Lebens einen offenen Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel, in dem sie die Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften fordert.
Sahra Wagenknecht hat keine Kinder. Von 1997 bis 2013 ist sie mit dem Kapitalanlageberater Ralph-Thomas Niemeyer und seit 2014 mit dem ehemaligen Bundesminister, Kanzlerkandidaten und SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine verheiratet – gemeinsam leben sie im saarländischen Merzig.