Als unumstößliche Ikone der deutschen Punkbewegung ist Nina Hagen im deutschen Unterhaltungsbusiness seit über dreißig Jahren der schrille und extravagante Hingucker – auf unzähligen Alben musiziert sich die vielseitige Diva in knallig-schriller Aufmachung durch sämtliche Genres, kennt bei ihren diversen Musikprojekten keine Berührungsängste und ist in deutschen Talkshows immer für einen provokativen Schock gut
Catharina „Nina“ Hagen kommt am 11. März 1955 als Tochter der Schauspielerin Eva-Maria Hagen und des Drehbuchautors Hans Oliva-Hagen im Ostteil Berlins zur Welt. Als Stieftochter des aus der DDR ausgebürgerten Liedermachers Wolf Biermann wird ihr Antrag zur Aufnahme an einer Schauspielschule abgelehnt. 1974 beendet sie erfolgreich eine Gesangsausbildung und wird von der Band „Automobil“ engagiert, mit der sie in der DDR ihren ersten Hit hat – „Du hast den Farbfilm vergessen“ avanciert nach der Wende auch im Westen zum Kultsong. 1975 wechselt Nina Hagen zur Band „Fritzens Dampferband“. Eine öffentliche Protestnote gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns bringt die Sängerin 1976 in ihrem Heimatland ins künstlerische Abseits, so dass sie im gleichen Jahr in den Westen emigriert und sich zunächst in Großbritannien niederlässt, wo sie sich eine zeitlang in der Punkszene bewegt und unter anderem die Bekanntschaft mit „Sex Pistols“Sänger Johnny Rotten macht.
Nach ihrer Rückkehr nach Deutschland gründet Nina Hagen 1977 mit den Berliner Musikern Herwig Mitteregger, Reinhold Heil, Bernhard Potschka und Manfred Praeker die „Nina Hagen Band“ – mit dem gleichnamigen ersten Album beeinflusst die Sängerin maßgeblich die deutsche New Wave- und Punk-Bewegung und gilt in der deutschen Rockmusik als Wegbereiterin für die „Neue Deutsche Welle“. Schon bald überwirft sich Nina Hagen mit ihren Musikern, 1979 erscheint das Album „Unbehagen“ und danach startet sie ihre Solo-Karriere. Die meisten Radiostationen ignorieren die Musik der exzentrischen und unangepassten Sängerin, weil sich ihre Texte konsequent gegen das Establishment wenden – Nina Hagen geht daraufhin für einige Zeit ins Ausland, ist dort jedoch nur wenig erfolgreich – auch ihr erstes englischsprachiges Album „Nunsexmonkrock“ floppt. Erst mit dem 1983 veröffentlichten und vom Disco-Produzenten Giorgio Moroder produzierten Album „Angstlos“ und den darauf enthaltenen Hits „Zarah – ich weiß es wird einmal ein Wunder geschehen“ und „New York, New York“ findet Nina Hagen wieder Gehör – besonders gefeiert wird die Sängerin nun von der Gay-Community, wogegen sich Rock-Puristen von ihr abwenden.
Das Nachfolge-Album „In Ekstase“ kann wie die weiteren Veröffentlichungen „Nina Hagen“ (1989), „Street“ (1991), „Revolution Ballroom“ (1994), „freud euch“ (1995) oder „BeeHappy“ (1996) nicht mehr an den Erfolg von „Angstlos“ anknüpfen. In der Folgezeit macht Nina Hagen vor allem durch ihre UFO-Theorien, ihr großen Interesse an Esoterik und Buddhismus und durch autoerotische Demonstrationen sowie skandalträchtige Auftritte in diversen Fernseh-Talkshows auf sich aufmerksam.
Im Laufe ihrer Karriere arbeitet Nina Hagen mit zahlreichen Kollegen zusammen – 1996 singt sie mit „BAP“-Sänger Wolfgang Niedecken das Weihnachtslied „Weihnachtsnaach“, 1997 mit Thomas D. von „Die Fantastischen Vier“ den Song „Solo“, 2002 mit dem Schweizer Sänger Michael von der Heide das Remake des Klassikers „Kriminaltango“ und 2005 mit Frank Zander den Schlager „Liebeskummer lohnt sich nicht“. Weitere Kollaborationen entstehen mit den Gruppen „Oomph“ und „Apocalyptica“.
Ihre Verehrung für die Leinwanddiva Zarah Leander setzt Nina Hagen erneut im 2000 erscheinenden Album „The Return Of Mother“ fort, auf dem sie die Lieder der Ufa-Legende covert. Auch beschäftigt sie sich mit Texten von Berthold Brecht – so wirkt sie bei einem Brecht-Abend zum hundertsten Geburtstag des Dichters mit dem Programm „Wir heißen beide Anna“ an der Seite von Meret Becker mit.
2004 wird Nina Hagen für ihr Lebenswerk mit dem bedeutendsten deutschen Radio-Musikpreis „Eins Live Krone“ geehrt. 2006 veröffentlicht sie auf dem Album „Irgendwo auf der Welt“ Filmschlager im Big-Band-Sound und 2010 bringt die Sängerin das Album „Personal Jesus“ mit der gleichnamigen Cover-Version des „Depeche Mode“-Klassikers heraus. Im selben Jahr erscheint Nina Hagens Autobiographie „Bekenntnisse“.
Nina Hagen ist die Mutter der Schauspielerin Cosma Shiva Hagen – der Vater ist der verstorbene niederländische Gitarrist Ferdinand Karmelk. 1987 heiratet die Sängerin den damals siebzehnjährigen britischen Musiker „Iroquois“ – nach einer Woche folgt die Trennung. 1989 ist sie mit dem Franzosen Frank Chevallier liiert, aus dieser Beziehung stammt Sohn Otis. 1996 heiratet Nina Hagen den fünfzehn Jahre jüngeren David Lynn – das Paar trennt sich 2000. Von 2004 bis 2005 ist Nina Hagen mit dem dänischen Sänger Lucas Alexander Breinholm verheiratet. Zur Zeit lebt die Künstlerin mit dem kanadischen Physiotherapeuten River zusammen.