Die Ungarin mit dem enormen Stimmtalent tritt in den dreißiger Jahren in zahlreichen Operetten- und Musikfilmen auf – Marta Eggert füllt mühelos die großen Konzertsäle Europas und wird in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts zusammen mit ihrem Mann Jan Kiepura als Traumpaar der Kinoleinwand gefeiert
Marta Eggerth kommt am 17. April 1912 in Budapest als Tochter des Bankdirektors Paul Eggerth und der Sängerin Tilly Herzog zur Welt. Früh fördern die Eltern das musikalische Talent ihrer Tochter, sie erhält Unterricht von der Sängerin Erzsi Gervay und übernimmt bereits als Kind kleine Rollen an der Budapester Oper, wo sie bald als musikalisches Wunderkind gefeiert wird.
Ihr professionelles Bühnendebüt gibt Marta Eggerth im Alter von vierzehn Jahren in der Operette „Mannequins“ am Budapester Magyar-Színház-Theater, 1930 wird sie am Wiener Johann-Strauß-Theater in Emmerich Kálmáns Operette „Das Veilchen vom Montmartre“ frenetisch gefeiert – die Aufführung ist das Ereignis der Saison. Marta Eggerth setzt ihren Siegeszug an Bühnen wie dem Theater an der Wien, dem Hamburger Ernst-Drucker-Theater und dem Frankfurter Schauspielhaus fort.
Nach einem Auftritt im ungarischen Film „Csak egy kislány van a világon“ hat Marta Eggerth ihr deutsches Filmdebüt 1931 in Richard Eichbergs „Bräutigams-Witwe“ – danach folgen Filme wie „Es war einmal ein Walzer“ (1931), „Trara um Liebe“ (1931), „Der Draufgänger“ (1931) neben Hans Albers, „Kaiserwalzer“ (1933), „Leise flehen meine Lieder“ (1933), „Mein Herz ruft nach dir“ (1934), „Ihr größter Erfolg“ (1934), „Wo die Lerche singt“ (1936), „Das Schloss in Flandern“ (1936) und „Das Hofkonzert“ (1936) mit Johannes Heesters.
Die Sängerin wird meist festgelegt auf den Typus des kecken Mädchens mit dem Herzen auf dem rechten Fleck – Filme mit Marta Eggerth geraten zu Kassenschlagern, ihr heller Sopran, ihre temperamentvolle Ausstrahlung und ihr ungarischer Akzent machen sie zum Liebling der Kinobesucher. Paraderollen blieben jedoch ihre Figuren in Operetten-Verfilmungen, mit denen sie auch auf der Bühne glänzt – wie in „Die Blume von Hawaii“ (1933), „Der Zarewitsch“ (1933) und „Die Czardasfürstin“ (1934). Auch in den fremdsprachigen Versionen ihrer Erfolgsfilme ist Marta Eggerth auf Grund ihrer guten Sprachkenntnisse zu sehen und zu hören.
Bei den Dreharbeiten zum Film „Mein Herz ruft nach Dir“ lernt Marta Eggerth den polnischen Tenor Jan Kiepura kennen – die beiden gelten als das Traumpaar des deutschen und österreichischen Musikfilms der dreißiger Jahre und heiraten 1936. Das Paar lebt in Wien, weil die Sängerin, die einen jüdischen Elternteil hat, in Deutschland seit 1935 nicht mehr auftreten darf.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 geht Marta Eggerth mit ihrem Mann – der ein Engagement an der New Yorker Metropolitan Opera hat – von Wien über Frankreich in die USA. 1939 begleitet sie Jan Kiepura nach Paris, wo dieser ab dem 1. September vor der Kamera stehen soll – an diesem Tag überfällt Deutschland sein Heimatland.
Schon bald gelingt es Marta Eggerth künstlerisch in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen – sie spielt neben Judy Garland in den musikalischen Romanzen „For Me And My Gal“ (1942) und in „Presenting Lily Mars“ („Bühne frei für Lily Mars“, 1943). Gemeinsam mit ihrem Ehemann ist sie am New Yorker Broadway in über dreihundert Aufführungen von Franz Lehárs „Die lustige Witwe“ zu sehen – eine Welttournee schließt sich an.
Nach dem Ende des Krieges besucht Marta Eggerth das erste Mal nach ihrer Emigration Wien und hat dort im „Zarewitsch“ am Raimundtheater großen Erfolg. Sie dreht nur noch wenige Filme in Europa und konzentriert sich vornehmlich auf ihre Bühnentätigkeit – ein Comeback des einst populären Sängerpaares auf der Leinwand misslingt jedoch. Gemeinsam mit Ehemann Jan Kiepura steht sie für die französische Produktion „Valse brillante“ („Walzer der Liebe“, 1949) vor der Kamera, letzte Filmauftritte hat Marta Eggert in „Land des Lächelns“ (1952) und in „Frühling in Berlin“ (1957). Zuletzt sieht man Marta Eggerth 1999 in einer Folge der Krimi-Reihe „Tatort“.
Auf der Bühne steht Marta Eggerth bis ins hohe Alter – 1950 glänzt sie im Théâtre de Paris in Emmerich Kálmáns „Princesse Czardas“, 1982 wird sie neben Diana Rigg in dem Musical „Colette“ gefeiert. 1992 sorgt sie an der Wiener Volksoper in der Robert Stolz-Revue „Servus Du“ für Furore. 2003 veröffentlicht Marta Eggerth eine Doppel-CD unter dem Titel „My Life – My Song“ mit Liedern in sechs Sprachen – eine musikalische Zeitreise von den dreißiger Jahren bis hin zu aktuellen Auftritten.
1979 erhält Marta Eggerth das „Filmband in Gold“ für langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film, 2001 wird sie mit dem „Goldenen Rathausmann“ der Stadt Wien ausgezeichnet.
Aus der Ehe mit Jan Kiepura gehen zwei Söhne hervor – Jan Kiepura jun. und Marjan.
Marta Eggerth stirbt am 26. Dezember 2013 im Alter von hundertundein Jahren in Rye im US-Bundesstaat New York.