Länger als ein halbes Jahrhundert lang begeistert sie ihre große Fangemeinde – mit Sentiment und Hingabe spielt sich Liza Minnelli in ihrer Paraderolle der „Sally Bowles“ im Musical „Cabaret“ in die Herzen von Millionen und als bislang einzige Entertainerin gewinnt sie mit ihrer gekonnten Mischung aus Pop, Chanson, Musical und Jazz alle vier großen Preise der amerikanischen Unterhaltungsindustrie
Liza May Minnelli kommt am 12. März 1946 in Los Angeles als Tochter der legendären Entertainerin Judy Garland und des Filmregisseurs Vincente Minnelli zur Welt. Schon als Kind kommt sie viel herum – was an den Berufen ihrer Eltern liegt. Sie besucht Privatschulen im In- und Ausland, macht jedoch nie einen Highschool-Abschluss. Oft verbringt sie ihre Zeit an den Filmsets ihres Vaters, wo sie sich schon früh für die Tanzszenen begeistert. Neben ihrer Mutter hat sie ihren ersten Leinwandauftritt im Musicalfilm „In The Good Old Summertime“ („Damals im Sommer“, 1952). Da ihre Mutter Judy Garland nur selten zu Hause ist, übernimmt Liza Minnelli schon als Kind familiäre Verpflichtungen.
Mit acht Jahren tritt Liza Minnelli das erste Mal in New York neben ihrer Mutter vor Publikum auf, sie erhält Tanzunterricht und nimmt an einigen Talentwettbewerben teil. 1961 wird sie in die Schauspielschule New York Highschool Of Performing Arts aufgenommen und spielt ihre erste Hauptrolle im Stück „The Diary Of Anne Frank“ („Das Tagebuch der Anne Frank“). 1962 schreibt sie sich auf Wunsch ihrer Mutter für kurze Zeit an der Pariser Sorbonne ein – in Frankreich lernt sie Charles Aznavour kennen, der sie sehr fördert und mit dem sie eine lebenslange Freundschaft verbindet.
In der erfolgreichen „Judy-Garland-Show“ hat Liza Minnelli neben ihrer Mutter kleinere Fernsehauftritte und feiert nach einem Schauspielstudium am Herbert-Berghof-Studio in New York erste Erfolge am Broadway in den Bühnenproduktionen „Carnival!“, „The Fantasticks“ und „Time Out For Ginger“. Bald erscheint ihr erfolgreiches erstes Solo-Album „Liza! Liza!“, was den Grundstein zu ihrer zukünftigen Karriere legt. Von ihrer Mutter Judy Garland – die in diesen Jahren bereits ihren Karrierehöhepunkt überschritten hat – wird Liza Minnelli zunehmend als Konkurrentin wahrgenommen.
1965 hat Liza Minnelli ihre erste Hauptrolle am Broadway-Musical „Flora, The Red Menace“, wofür sie als jüngste Musicaldarstellerin aller Zeiten mit dem „Tony Award“ ausgezeichnet wird. Nach Nachtclub-Auftritten in Las Vegas, Miami, Los Angeles, New York und London erscheinen ihre Alben „It Amazes Me“ (1965) und „There Is A Time“ (1966), welche aber nicht an den Erfolg des Vorgängers anknüpfen können.
1967 spielt Liza Minnelli ihre erste Hauptrolle im Spielfilm „Charlie Bubbles“ („Ein erfolgreicher Blindgänger“) und nimmt danach weitere Alben wie „Liza Minnelli“ (1968), „Come Saturday Morning“ (1969) und „New Feelin’“ (1970) auf, die sich aber nur mäßig verkaufen – sie interpretiert darauf diverse erfolgreiche Popsongs.
Ihren internationalen Durchbruch als Filmschauspielerin hat Liza Minnelli 1969 in „Pookie“ – für ihre Darstellung wird sie mit einer „Oscar“-Nominierung bedacht und für den „Golden Globe“ sowie den britischen „BAFTA Award“ als „Beste Nachwuchsdarstellerin“ nominiert. 1972 veröffentlicht sie das Album „Live At The Olympia in Paris“ – unter den Aufnahmen findet sich auch ihre Interpretation des Songs „Cabaret“, was den Choreographen und Regisseur Bob Fosse dazu veranlasst, Liza Minnelli 1972 als Varieté-Sängerin Sally Bowles im Musical-Film „Cabaret“ einzusetzen. Die Sängerin feiert damit riesige Erfolge und bis heute wird Liza Minnelli vielfach mit dieser Rolle assoziiert – die Lieder aus dem Musical „Mein Herr“, „Money, Money“ und „Cabaret“ gehören fortan zu ihrem Standart-Repertoire. Für ihre Darstellung wird Liza Minnelli mit einem „Oscar“ als „Beste Hauptdarstellerin“ sowie dem „Golden Globe“, dem „BAFTA Award“ und dem italienischen „David di Donatello“ als „Beste ausländische Schauspielerin“ geehrt. In jenen Jahren avanciert Liza Minnelli zur popkulturellen Medienikone, 1973 gibt sie zu Ehren der britischen Königin Elisabeth II. im Londoner Palladium ein umjubeltes Konzert.
Trotz des enormen Erfolges mit „Cabaret“ bleiben weitere Filmangebote vorerst aus, Liza Minnelli begibt sich wieder an den Broadway, ist in diversen TV-Shows zu sehen und gibt zahlreiche Konzerte. Erst 1975 kann man sie neben Gene Hackman und Burt Reynolds in „Lucky Lady“ („Abenteurer auf der Lucky Lady“) und in der letzten Regie-Arbeit ihres Vaters Vincente Minelli neben Ingrid Bergman, Charles Boyer und Isabella Rossellini in „A Matter Of Time“ („Nur eine Frage der Zeit“, 1976) sehen. Im Musikfilm „New York, New York“ übernimmt sie 1977 dann an der Seite von Robert de Niro die weibliche Hauptrolle – der Titelsong des Films erlangt durch die Interpretation von Frank Sinatra große Bekanntheit und entwickelt sich zur Hymne der amerikanischen Millionenmetropole.
Ab 1977 tritt Liza Minnelli in mehr als zweihundert Vorstellungen des Musicals „The Act“ am New Yorker Broadway auf, was ihr einen dritten „Tony-Award“ einbringt. 1980 produziert sie gemeinsam mit ihrer Freundin Goldie Hawn die erfolgreiche Fernsehshow „Goldie and Liza Together“, welche mit einem „Emmy“ ausgezeichnet wird. Einen weiteren „Golden Globe“ erhält die Künstlerin für ihre Rolle in der Komödie „Arthur“ („Arthur – ein Kind von Traurigkeit“, 1981).
Trotz ihrer Popularität und ihres enormen Erfolges leidet Liza Minnelli zu Beginn der achtziger Jahre zunehmend unter einer fortschreitenden Drogensucht und lässt sich mehrere Male in die „Betty-Ford-Klinik“ einweisen. Ihre Auftritte werden seltener und weitere Filmangebote bleiben aus. Sie übernimmt einige Rollen in Fernsehproduktionen, moderiert mit Walter Matthau 1983 die „Oscar“-Verleihung, spielt am Broadway im Musical „The Rink“ und singt 1985 anlässlich der Einweihungsfeier der frisch renovierten New Yorker Freiheitsstatue das Lied „Theme from New York, New York“. 1987 dreht sie mit Burt Reynolds den Actionfilm „Rent-a-Cop“ und von 1988 bis 1989 begibt sie sich mit ihren Kollegen Frank Sinatra und Sammy Davis, jr. auf eine ausgedehnte Welttournee.
Mit Neil Tennant von den „Pet Shop Boys“ nimmt Liza Minnelli 1989 das Pop-Album „Results“ auf, welches sie auch bei der Jugend populär macht – die Singles „Losing My Mind“ und „Love Pains“ erklimmen die internationalen Dance-Charts.
1990 erhält Liza Minnelli für ihren Einfluss auf die Musikwelt einen „Grammy Legend Award“ und im selben Jahr wird sie in Deutschland mit einer „Goldenen Kamera“ für ihr Gesamtwerk ausgezeichnet. 1991 bekommt sie einen Stern auf dem „Hollywood Walk Of Fame“ und 1992 tritt sie beim „Freddie Mercury Tribute Concert“ zum Gedenken an den verstorbenen Freddie Mercury auf.
Gesundheitliche Probleme und Rückfälle in Tabletten- und Alkoholabhängigkeit sowie zunehmende Gewichtsschwankungen machen Liza Minnelli in der folgenden Zeit zu schaffen, sie dreht nur einige Fernsehproduktionen – singt aber 1996 ihr wohl bestes Studioalbum „Gently“ ein, auf dem sie Jazz-Standarts interpretiert. 2001 hat sie dann schwer angeschlagen einen ihrer selten gewordenen öffentlichen Auftritte bei der „30th Anniversary Celebration“ – dem Bühnen-Jubiläums-Konzert von Michael Jackson.
Mit „Liza’s At The Palace…!“ am New Yorker Palace Theatre kehrt Liza Minnelli von 2008 bis 2009 in alter Frische mit einem Varieté-Programm an den Broadway zurück. Die Produktion wird 2009 für einen „Drama Desk Award“ nominiert und 2009 mit einem „Tony Award“ ausgezeichnet. 2009 erntet Liza Minnelli gute Kritiken für ihre Konzerte in Deutschland, Amsterdam, Paris und Australien. 2010 hat sie einen Gastauftritt im zweiten Teil des erfolgreichen Kinofilms „Sex And The City“.
Liza Minnelli ist der Prototyp des Weltstars, der auf der Bühne enorme Erfolge feiert, aber dahinter klein und zerbrechlich ist. Auf der Bühne aufgewachsen kennt sie keine normale Kindheit – Parallelen zu ihren Kollegen Michael Jackson und Elizabeth Taylor sind unverkennbar. Sie hat es schwer aus dem Schatten ihrer berühmten Eltern hervorzutreten, immer wieder wird sie mit ihrer Mutter verglichen. Liza Minnelli erlebt Abstürze und Comebacks und ihr Leben scheint ein einziger Leidensweg voller privater Schicksalsschläge, Alkoholeskapaden, Drogenabhängigkeit, Übergewicht und zahlloser Krankheiten zu sein. Dennoch ist sie eine Ausnahmeerscheinung im amerikanischen Unterhaltungsgeschäft – mit ihrem Stimmvolumen und ihren energiegeladenen Auftritten ist sie als Sängerin, Schauspielerin, Tänzerin und Entertainerin ein enorm vielseitiges Talent. Wie ihre Mutter Judy Garland genießt Liza Minnelli große Verehrung in der Gay-Community und wird nicht nur für ihr soziales Engagement weltweit bewundert.
Liza Minnelli hat drei Halbgeschwister – Lorna Luft, Joey Luft und Christiane Nina Minnelli.
1967 heiratet Liza Minnelli den Australier Peter Allen, der sich später als homosexuell outet. Von 1974 bis 1979 ist sie mit dem Regisseur und Produzenten Jack Haley, Jr. verheiratet, die Ehe verläuft unglücklich und endet in einer Scheidung. Ende der siebziger Jahre lernt Liza Minnelli den Bildhauer Mark Gero kennen und macht ihn zu ihrem persönlichen Manager. Seit 1979 verheiratet, lässt sich das Paar 1992 wieder scheiden. 2002 heiratet sie sehr medienwirksam den Produzenten und Konzertveranstalter David Gest – nach längeren rechtlichen Auseinandersetzungen wird die Ehe 2006 geschieden.