Für die einen ist er ein anspruchsvoller Rockpoet, für die anderen enervierender Betroffenheits-Barde mit Oberlehrer-Attitüde – an Heinz Rudolf Kunze scheiden sich die Geister. Der Mann mit der markanten Brille beherrscht seit drei Jahrzehnten den Spagat zwischen Rock, Lied und Schlager, seine Hymne „Dein ist mein ganzes Herz“ zählt längst zu den Klassikern der achtziger Jahre
Heinz Rudolf Erich Arthur Kunze wird am 30. November 1956 im nordwestfälischen Espelkamp-Mittwald geboren und wächst in Osnabrück auf – seine Familie stammt aus der Oberlausitz. Nach dem Besuch des Gymnasiums studiert er in Osnabrück Germanistik und Philosophie, was er mit zwei Staatsexamen beendet. Schon früh begeistert er sich für Musik – zu seinen Vorbildern gehören unter anderem Pete Townshend und Bob Dylan
1980 nimmt Heinz Rudolf Kunze an einem Pop-Nachwuchs-Festival teil, wo er in der Sparte „Folk, Lied, Song“ einen Preis gewinnt – im selben Jahr erhält er einen Plattenvertrag. Das Debüt-Album des Sängers „Reine Nervensache“ von 1981 wird von den Kritikern wohlwollend aufgenommen und das Nachfolge-Album „Eine Form von Gewalt“ wird 1982 mit dem „Deutschen Schallplattenpreis“ ausgezeichnet. Mit den nächsten Singles „Sicherheitsdienst“ und „Lola“ – der deutschen Version des „Kinks“-Klassikers – stellt sich dann auch der kommerzielle Erfolg ein.
Bundesweite Bekanntheit erlangt Heinz Rudolf Kunze 1985 mit dem Song „Dein ist mein ganzes Herz“ – einer Adaption der gleichnamigen Arie aus der Operette „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehár. Der Titel hält sich im gesamten deutschsprachigen Raum wochenlang in den Hitparaden, auch die Nachfolgesingle „Finden Sie Mabel“ ist sehr erfolgreich. 1986 wird Heinz Rudolf Kunze die „Goldene Stimmgabel“ verliehen.
1985 beteiligt sich Heinz Rudolf Kunze am Charity-Projekt „Band für Afrika“ – zusammen mit anderen deutschen Musikern wie Ina Deter, Herbert Grönemeyer, Gitte Haenning, Udo Lindenberg, Peter Maffay, Marius Müller-Westernhagen, Nena und Juliane Werding singt er das Lied „Nackt im Wind“.
In den folgenden Jahren veröffentlicht Heinz Rudolf Kunze in regelmäßigen Abständen weitere Alben wie „Wunderkinder“ (1986), „Einer für alle“ (1988), „Gute Unterhaltung“ (1988), „Brille“ (1991), „Draufgänger“ (1992), „Richterskala“ (1996) und „Alter Ego“ (1997) – die sich dank einer großen Anhängerschaft auch gut verkaufen. Für den Song „Aller Herren Länder“ wird ihm 1999 eine weitere „Goldene Stimmgabel“ verliehen.
Im neuen Jahrhundert kann Heinz Rudolf Kunze nicht mehr an seine früheren Erfolge anknüpfen – 2007 erhält er die „Goldene Stimmgabel“ fürs Lebenswerk und im selben Jahr nimmt er erfolglos an der deutschen Vorentscheidung zum Eurovision Song Contest teil. 2009 erscheint das Album „Protest“ sowie das Doppelalbum „Räuberzivil“ und 2010 veröffentlicht er zu seinem dreißigsten Bühnenjubiläum das Album „Die Gunst der Stunde“.
Neben der Musik ist Heinz Rudolf Kunze seit 1984 auch als Schriftsteller tätig – 1990 geht er mit einem literarischen Programm auf Lese-Tour durch das wiedervereinigte Deutschland. Der Sänger spricht sich immer wieder für eine Mindestquote deutscher Rockmusik im Radio aus, was in vielen deutschen Medien auf Kritik stößt.
Heinz Rudolf Kunze ist nicht nur als Sänger aktiv – er übersetzt diverse Musicals ins Deutsche, komponiert die Hymne des Dreißigsten Evangelischen Kirchentages 2005 und die Musik für die Zeichentrickserie „Little Amadeus“, ist als Sachverständiger in der Enquête-Kommission „Kultur in Deutschland“ des Deutschen Bundestages tätig, tritt in TV-Serien und Fernsehshows auf, lehrt als Hochschul-Dozent und übernimmt zahlreiche Schirmherrschaften gemeinnütziger Organisationen.
Heinz Rudolf Kunze ist verheiratet und lebt in Hannover.