Mit von Fernweh und Sehnsucht getragenen Seemannsliedern singt Freddy Quinn sich in den fünfziger und sechziger Jahren in die Herzen eines Millionenpublikums – der Sänger nimmt in seiner fast fünfzigjährigen Laufbahn rund tausend Songs auf, spielt in zahlreichen Unterhaltungsfilmen mit und gehört zu den erfolgreichsten Künstlern Nachkriegsdeutschlands
Freddy Quinn wird am 27. September 1931 als Franz Eugen Helmuth Manfred Nidl im niederösterreichischen Niederfladnitz geboren. Sein Vater ist der irische Kaufmann Johann Quinn, seine Mutter die Journalistin Edith Henriette Nidl. Wegen der Scheidung seiner Eltern und des darauffolgenden Umzugs in die USA besucht er als Junge zunächst eine Grundschule in West-Virginia. Zurück in Europa geht er zunächst in Antwerpen, dann in Wien auf die Volksschule und anschließend aufs Gymnasium.
Schon in jungen Jahren reist Freddie Quinn als Anhalter durch Südeuropa und Nordafrika, er heuert bei diversen Zirkusunternehmen an und lässt sich zum Seiltänzer und Akrobaten ausbilden. Für die Alliierten spielt er in Rom Klavier, danach schlägt er sich nach Algerien durch, wo er in Hafenbars für deutsche Fremdenlegionäre seine Lieder singt. Bald darauf beginnt er eine Ausbildung in der Fremdenlegion, doch nach mehreren Wochen Drill entscheidet sich Freddie Quinn für das Zivilleben und kehrt nach Deutschland zurück.
1950 verdient sich Freddy Quinn seine ersten Meriten bei einem Sängerwettbewerb in Belfast. 1954 wird er in der „Washington Bar“ auf Hamburg-St. Pauli von Talentsuchern entdeckt. Er nimmt Gesangs- und Schauspielunterricht und 1955 erscheint seine erste Plattenaufnahme noch unter dem Pseudonym Frederico Quinn. 1956 hat er seinen musikalischen Durchbruch mit „Heimweh“ – das Lied wird der meist verkaufte Titel des Jahres. Aus Frederico Quinn wird dann zunächst Freddy – unter diesem Namen feiert der Sänger erste Hitparaden-Erfolge. 1956 vertritt Freddie Quinn mit dem Lied „So geht das jede Nacht“ Deutschland beim Eurovision Song Contest – über sein Abschneiden ist nichts bekannt.
In der Krimiserie „Stahlnetz“ kann man Freddie Quinn 1958 in einer kleinen Nebenrolle sehen. Danach tritt er vermehrt in Musikfilmen auf, die ihm als Hauptdarsteller auf den Leib geschrieben werden und in denen er immer einen Charakter mit dem Vornamen „Freddy“ spielt. An seiner Seite spielen bekannte Schauspieler wie Walter Scherau, Gustav Knuth, Heidi Brühl, Grethe Weiser und Heinz Erhardt.
Freddie Quinn spezialisiert sich immer mehr auf Lieder, die im Wesentlichen von Abschied und Wiedersehen, vom Kommen und Gehen, sowie von der See handeln und im Nachkriegsdeutschland ein breites Publikum finden. „Heimweh“, „Heimatlos“, „Der Legionär“, „Die Gitarre und das Meer“, „Unter fremden Sternen“, „La Paloma“ und „Junge komm bald wieder“ bescheren dem Sänger zwischen 1956 und 1966 zehn Nummer-1-Hits in den deutschen Charts. Er ist in dieser Zeit der erfolgreichste deutsche Schlagersänger und verkauft über sechzig Millionen Tonträger – kein deutscher Sänger erzielt mehr Nummer-1-Hits als Freddy Quinn.
In den sechziger Jahren zieht Freddy Quinn für einige Zeit in die USA – während bereits die „Rolling Stones“ und die „Beatles“ den deutschen Musikmarkt beherrschen, singt er den Titel „Wir“, ein Lied gegen die aufkommende Protestbewegung der Studenten. Seinen letzten Nummer-1-Hit hat Freddie Quinn 1966 mit „Hundert Mann und ein Befehl“. Weitere Hits glücken dem Sänger nicht mehr, doch er bleibt ein gerngesehener Gast in diversen Fernsehshows und begibt sich weiterhin sehr erfolgreich auf ausgedehnte Tourneen.
Freddy Quinn wirkt 1962 erstmals im Musical „Heimweh nach St. Pauli“ mit. 1968 hat er einen Gastauftritt im Hamburger Ohnsorg-Theater an der Seite von Heidi Kabel. Musical-Auftritte wie in „Der Junge von St. Pauli“ (1970) oder in „Große Freiheit Nr. 7“ (1984) folgen. Selbst in Operetten ist er zu sehen, so 1968 in „Die Fledermaus“. Damit tourt er unter anderem nach Hamburg, Wien, München und Berlin. 1981 tritt Freddy Quinn in der New Yorker Carnegie Hall auf. 2000 führt Freddy Quinn seine letzte Tournee unter dem Motto „Lieder, die das Leben schrieb“ durch, sie endet im Mai im Konzerthaus in Wien.
Im fortgeschrittenen Alter ist Freddie Quinn vermehrt in TV-Serien zu sehen – so in „Großstadtrevier“ und „Heidi und Erni“. Seinen letzten Kamera-Auftritt hat er 2004 in der Fernsehproduktion „Erbin mit Herz“.
Zu Freddy Quinns Auszeichnungen zählen unter anderem fünfzehn „Goldene Schallplatten“ und sechzehn „Goldene Löwen“ von Radio Luxemburg. Der Film „Die Gitarre und das Meer“, in dem Freddy Quinn die Hauptrolle spielt, wird 1966 als erfolgreichster Film des Jahres mit einem „Bambi“ ausgezeichnet. Außerdem erhält der Sänger die „Goldene Grammophon“ und die „Goldene Europa“, die „Goldene Stimmgabel“, vier goldene „Ottos“ der Jugendzeitschrift BRAVO, den „Verdienstorden der Republik Österreich“, das „Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien“, das „Bundesverdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland“, die „Senator-Biermann-Ratjen-Medaille der Freien und Hansestadt Hamburg“ sowie den „Paul-Lincke-Ring“.
Seit 1956 lebt Freddy Quinn mit seiner Managerin Lilli Blessmann zusammen, die 2008 stirbt.
Von 2009 an zieht sich Freddie Quinn zunehmend aus dem Rampenlicht zurück, er tritt nicht mehr auf und gibt keine Interviews mehr. Er lebt zurückgezogen in seiner Wahlheimat Hamburg.