Mit ihrem Faible für ausgefallene Hüte und ihrer herzerfrischenden Art sorgt sie in den neunziger Jahren für Furore in der deutschen Politik – Heide Simonis geht als erste Ministerpräsidentin eines Bundeslandes und als jüngste weibliche Bundestags-Abgeordnete in die deutschen Geschichtsbücher ein
Heide Simonis kommt als Heide Steinhardt als erste von drei Töchtern von Horst und Sophia Steinhardt am 4. Juli 1943 in Bonn zur Welt. Ihr Vater stammt aus einer Königsberger Kaufmannsfamilie und ihre Mutter aus einer rheinischen Handwerkerfamilie. Mit ihren Schwestern Doris und Barbara wächst sie in der damaligen Bundeshauptstadt auf – der Vater arbeitet bei der Bundesanstalt für Arbeitsvermittlung und als Verwaltungsdirektor, ihre Mutter ist zeitweilig Sekretärin von Konrad Adenauer
In ihrer frühen Kindheit leidet Heide Simonis an Asthma, weswegen sie längere Zeit in Kinderheimen verbringt. Bedingt durch den Umzug der Familie – zunächst nach Hamburg und später nach Nürnberg, besucht sie verschiedene Schulen. 1962 legt sie an einem evangelischen Mädchengymnasium in Nürnberg ihr Abitur ab.
Eigentlich möchte Heide Simonis Physik studieren, entscheidet sich dann jedoch aufgrund von Zweifeln und Bedenken ihrer Mutter für ein Studium der Volkswirtschaftslehre an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. 1967 legt sie in Bonn ihr Examen als Diplom-Volkswirtin ab. Von 1967 bis 1968 arbeitet sie als Lektorin für Deutsch an der Universität Lusaka im afrikanischen Sambia, auch beteilig sie sich dort an von der Kirche initiierten Entwicklungsprojekten. von 1970 bis 1972 lebt sie in Tokio, wo sie als Tutorin für Deutsch am dortigen Goethe-Institut und danach als Marketing-Researcherin tätig ist. 1972 kehrt sie nach Kiel zurück und ist bis 1976 Berufsberaterin bei der Bundesanstalt für Arbeit
Seit 1969 ist Heide Simonis Mitglied der SPD – zunächst von 1972 bis 1976 im Kreisvorstand der Kieler SPD, danach von 1988 bis 2005 als Mitglied des SPD-Parteivorstandes. 1976 wird sie als Direktkandidatin im Wahlkreis Rendsburg-Eckernförde als damals jüngste Bundestagsabgeordnete Mitglied des Deutschen Bundestages, wo sie unter anderem die Position der finanzpolitischen Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion einnimmt – 1988 scheidet sie aus dem Bundestag aus.
Nach dem Regierungswechsel in Schleswig-Holstein wird Heide Simonis 1988 unter Björn Engholm Finanzministerin, 1993 wird sie zusätzlich seine Stellvertreterin. Berühmt ist sie für ihre harte Hand bei den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst – der damalige niedersächsische Ministerpräsident Gerhard Schröder fordert sie mehrmals auf sich doch etwas nachgiebiger zu verhalten.
Als Ministerpräsident Björn Engholm im Zuge der Barschel-Affäre 1993 zurücktritt wird Heide Simonis als bundesweit erste Frau ins Amt der Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein gewählt. Nachdem die SPD bei der Landtagswahl von 1996 die absolute Mehrheit verliert, bildet sie mit den Grünen eine Koalition, die auch bei der Landtagswahl 2000 bestätigt wird. Bei den nächsten Landtagswahlen 2005 ist Frage der Regierungsbildung unsicher, da SPD und Grüne zusammen nicht über genügend Mandate verfügen – eine große Koalition lehnt Heide Simonis mit dem legendären Satz „Und wo bleibe ich?“ ab.
Obwohl die Wiederwahl von Heide Simonis bei der Sitzung des Landtages durch die Tolerierung des Südschleswigschen Wählerverbands („SSW“) bereits als sicher gilt, kann sie in vier Wahlgängen die erforderliche Mehrheit der Stimmen nicht auf sich vereinen – ein bis heute unbekannter Parlamentarier enthält sich der Stimme („Heidemörder“). Nach einem erfolglosen vierten Versuch stellt sie sich nicht mehr zur Verfügung und Harry Carstensen wird schleswig-holsteinischer Ministerpräsident.
Von 1999 bis 2002 ist Heide Simonis Mitglied im Beratungsgremium des WHO-Zentrums für Gesundheitsentwicklung. Der Initiative „Schüler Helfen Leben“ hilft sie in ihrer Entstehungsphase – und ermöglicht der Initiative den ersten „Sozialen Tag“ in Schleswig Holstein zu veranstalten. Auch ist sie Mitglied im Stiftungskuratorium von „Schüler Helfen Leben“. 2005 wird sie ehrenamtliche Vorsitzende von UNICEF – in dieser Funktion reist sie unter anderem nach Afghanistan und gibt den Posten nach einem Spendenskandal 2007 zurück.
Seit 1967 ist Heide Simonis mit dem Volkswirt Udo Ernst Simonis verheiratet, den sie während ihres Studiums in Kiel kennenlernt – das Ehepaar hat keine Kinder und lebt in Kiel.