Als große alte Dame des Jazz ist Ella Fitzgerald heute eine Legende – sie begeistert Millionen und prägt die Musik ihrer Generation entscheidend mit. Mit ihrer drei Oktaven umfassenden Stimme wird sie zur Lieblingsinterpretin der großen amerikanischen Komponisten. Ohne den Glamour eines in der Öffentlichkeit inszenierten Privatlebens avanciert Ella Fitzgerald zu einer der größten Sängerinnen des letzten Jahrhunderts
Ella Fitzgerald kommt am 25. April 1917 in Newport News im US-Bundesstaat Virginia zur Welt – sie wächst in Yonkers unweit von New York auf und ist seit ihrem vierzehnten Lebensjahr als Vollwaise auf sich allein gestellt. Statt die Schulbank zu drücken arbeitet sie an der Tür eines Bordells, wo es ihre Aufgabe ist, zu klopfen, sobald sich die Polizei dem Etablissement nähert, und verdingt sich als Kurier eines von der Mafia initiierten, illegalen Wettsystems. Ein Jugendgericht schickt sie schließlich in eine Besserungsanstalt für Mädchen, aus der sie wenig später entkommt. Geprägt vom Leid und der Perspektivlosigkeit die sie dort erfährt, nimmt sie an einem Talentwettbewerb im legendären Harlemer Apollo Theater teil. Ursprünglich möchte sie bei diesem Talentwettbewerb als Tänzerin antreten, aber vor Aufregung singt sie stattdessen das Lieblingslied ihrer Mutter – „The Object Of My Affection“.
Mit ihrem Kollegen Chick Webb feiert Ella Fitzgerald Ende der dreißiger Jahre erste Erfolge – mit „Love And Kisses“ erscheint 1936 ihre erste Platte und 1938 hat sie ihren ersten Nummer-Eins-Hit mit „A Tisket A Tasket“, ein weiterer Hit gelingt 1944 ihr mit „Into Each Life Some Rain Must Fall“. Nachdem Chick Webb 1939 stirbt startet Ella Fitzgerald 1941 ihre Solo-Karriere und schon 1946 tourt sie mit Dizzy Gillespie. Das Repertoire der Sängerin reicht von Swing über Bebop, Blues, Bossa Nova, Samba, Gospel und Hip-Hop bis zu verjazzten Weihnachtsliedern. Ihr charakteristischer Scat-Gesang entwickelt sich im Laufe der Zeit zu ihrem Markenzeichen.
Zu den eindrucksvollsten Schallplattenaufnahmen Ella Fitzgeralds zählen ihre Songbooks der wichtigsten amerikanischen Komponisten der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts, denen sie damit Denkmäler setzt und allen nachfolgenden Sängerinnen – wie Sarah Vaughan oder Dinah Washington – Lehrbücher für die perfekte Interpretation der jeweiligen Songs gibt. Auch die Einspielung von George Gershwins Oper „Porgy & Bess“ zusammen mit Louis Armstrong setzt Maßstäbe. „Ich wusste nicht wie gut unsere Songs waren, bis Ella sie gesungen hat“ kommentiert Ira Gershwin die Interpretationen der Sängerin.
Ella Fitzgerald – die im Laufe ihrer Karriere um die vierzig Millionen Platten verkauft – ist zweimal verheiratet. Ihre erste Ehe schließt sie 1939 mit dem Hafenarbeiter und Kleinkriminellen Benjamin „Benny“ Kornegay, der ihr und ihrer Band als eine Art männlicher Groupie auf Schritt und Tritt folgt. Als sie nach kurzer Ehe von den kriminellen Verwicklungen ihres Mannes erfährt, lässt sie die Ehe annullieren. Ihr zweiter Ehemann ist von 1946 bis 1952 der Bassist Ray Brown, mit dem sie ein Kind – Ray Brown jr. – adoptiert.
Ella Fitzgerald wird mit unzähligen Auszeichnungen geehrt – sie erhält acht „Grammys“, die „National Medal Of Art“ und die „Presidential Medal Of Freedom“ sowie die Ehrendoktorwürde in Yale und Dartmouth. Ihr Album „Ella in Berlin“ wird 1999 in die „Grammy Hall Of Fame“ aufgenommen.
Ella Fitzgerald leidet jahrelang an Diabetes, die gegen Ende ihres Lebens zur Erblindung führt. Am 15. Juni 1996 stirbt sie mit neunundsiebzig Jahren in ihrem Haus im kalifornischen Beverly Hills. Sie wird auf dem Inglewood Park Cemetery in Inglewood bei Los Angeles beigesetzt.