Er ist ein begehrter Synchronsprecher, liest Hörbücher, moderiert Radiosendungen und tritt bei Lesungen auf – die sonore Stimme von Otto Sander ist unzähligen Deutschen vertraut. Der charismatische Niedersachse spielt in zahlreichen anspruchsvollen Fernseh- und Filmproduktionen mit und steht auf den großen Bühnen des Landes
Otto Sander wird am 30. Juni 1941 als ältester Sohn eines Flottillen-Ingenieurs in Hannover geboren und wächst in Peine und Kassel auf. Wegen seiner roten Haare und der Sommersprossen wird er als Kind oft gehänselt – um dem Spott zu entkommen, spielt er schon früh den Clown. 1961 macht er am Kasseler Friedrichsgymnasium das Abitur und absolviert anschließend seinen Wehrdienst bei der Bundesmarine, die er als Fähnrich zur See der Reserve verlässt. Danach studiert er von 1962 bis 1967 an der Ludwig-Maximilians-Universität in München Theaterwissenschaft, Germanistik, Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte und Philosophie. 1965 wechselt er auf die Otto-Falckenberg-Schule, um dort Schauspielunterricht zu nehmen.
Sein Bühnendebüt hat Otto Sander 1965 an den Düsseldorfer Kammerspielen – danach folgen Engagements in Heidelberg, Berlin und in Bochum. Bekannt wird er vor allem durch Theaterstücke Heinrich von Kleists wie „Prinz Friedrich von Homburg“, „Die Optimistische Komödie“ oder „Die Bakchen“. Nebenher macht sich Otto Sander auch als Theater-Regisseur einen Namen – unter anderem inszeniert er an der Berliner Schaubühne am Halleschen Ufer und am Schauspielhaus Zürich.
1964 steht Otto Sander im Kurzfilm „Ludwig“ seine Filmdebüt. Danach folgen Auftritte in „Nicht fummeln, Liebling“ (1970) neben Gila von Weitershausen, in „Einer von uns beiden“ (1974) an der Seite von Klaus Schwarzkopf, Jürgen Prochnow und Elke Sommer, in „Die Marquise von O.“ (1976) mit Bruno Ganz und Edda Seippel, in der „Oscar“-gekrönten Romanverfilmung „Die Blechtrommel“ (1979) an der Seite von Mario Adorf, Charles Aznavour und Katharina Thalbach, in „Palermo oder Wolfsburg“ (1980), im Weltkriegs-Epos „Das Boot“ (1981) neben Jürgen Prochnow, Herbert Grönemeyer und Martin Semmelrogge, in „Rosa Luxemburg“ (1986) mit Barbara Sukowa, im Dokumentarspielfilm „Caspar David Friedrich – Grenzen der Zeit“ (1986) neben Helmut Griem und Sabine Sinjen, in den beiden Wim-Wenders-Filmen „Der Himmel über Berlin“ (1986) und „In weiter Ferne, so nah!“ (1993), in der Komödie „Kondom des Grauens“ (1996) neben Iris Berben und Evelyn Künneke, in „Comedian Harmonists“ (1997) an der Seite von Ben Becker, Katja Riemann und Rolf Hoppe, im Episodenfilm „Bin ich schön?“ (1998), in „Der Einstein des Sex“ (1999), in „Les Misérables“ („Les Misérables – Gefangene des Schicksals“, 2000) neben Gérard Depardieu und John Malkovich, in „Marlene“ (2000) und in „Sass“ (2001) mit Karin Baal und Henry Hübchen. Zuletzt ist Otto Sander 2012 neben Angelica Domröse und Herbert Feuerstein in der Komödie „Bis zum Horizont, dann links!“ zu sehen.
Nach einer überstandenen Krebserkrankung kehrt Otto Sander 2007 im Renaissance-Theater in Berlin auf die Bühne zurück. Wegen seiner warmen, kräftigen Stimme – die ihm auch den Beinamen „The Voice“ einbringt – wird Otto Sander häufig als Sprecher für Fernsehdokumentationen, Hörbücher und Hörspiele sowie als Synchronsprecher eingesetzt.
Otto Sander ist mit der Schauspielerin Monika Hansen verheiratet – er ist der Stiefvater der Schauspieler Ben Becker und Meret Becker, mit denen er zusammen auch häufig in Filmen zu sehen ist.
Otto Sander stirbt am 12. September 2013 im Alter von zweiundsiebzig Jahren in Berlin an den Folgen eines Krebsleidens. Er wird auf dem Berliner Dorotheenstädtischen Friedhof beigesetzt.