Lex Barker gilt als die ideale Verkörperung des aufrechten Abenteurers und edlen Kinohelden. In den fünfziger und sechziger Jahren kennt ihn jeder – seine Präsenz auf der Leinwand reicht aus, um ihm die Herzen des Publikums zufliegen zu lassen. Das Leben des oft als „Sexy Lexy“ bezeichneten großen Blonden ist von Höhen und Tiefen gekennzeichnet – als „Tarzan“- und „Old Shatterhand“- Darsteller ist er bis heute unvergessen
Lex Barker wird als Alexander Crichlow Barker jr. am 8. Mai 1919 in Rye im US-Bundesstaat New York als zweites Kind eines wohlhabenden Bauunternehmers geboren – er ist ein Nachkomme von Roger Williams, des Gründers der britischen Kolonie Rhode Island.
Als junger Mann besucht Lex Barker die renommierte Philips-Exeter-Academy, wo er besonders durch seine guten Leistungen als Sportler auf sich aufmerksam macht. Danach beginnt er ein Ingenieurstudium an der Universität Princeton, sein Vater hat die Hoffnung, dass sein Sohn eines Tages den Betrieb übernehmen wird. Auf dem Land aufgewachsen entdeckt dieser jedoch seine Leidenschaft für das Farmleben und entwickelt nebenbei eine Vorliebe für Pferde. Durch das väterliche Geschäft kommt er schon früh mit der Welt in Berührung und lernt England, Italien, Frankreich und Ägypten kennen.
Seine Begeisterung für das Kino entdeckt Lex Barker als Fünfjähriger, als er in Paris den Stummfilm „Ben Hur“ sieht. Während seiner Zeit auf dem College lernt er das Theaterspiel kennen und lieben. Mit vierzehn Jahren besucht er nebenbei eine Schauspielschule und 1936 kommt er zum ersten Mal mit der Bühne in Berührung. Es kommt zu familiären Spannungen, als er sein Studium abbricht und seiner Familie eröffnet, Schauspieler zu werden. Durch seine Größe, sein gutes Aussehen und seinen Charme scheint Lex Barker als Publikumsliebling prädestiniert zu sein – er geht an den New Yorker Broadway, wo er sich zunächst mit Tätigkeiten wie Beleuchter, Kulissenschieber und Regie-Assistent begnügen muss. 1940 spielt er im Theaterstück „Fünf Könige“ unter der Regie von Orson Welles
Der zweite Weltkrieg unterbricht die Schauspielausbildung von Lex Barker – er wird freiwilliger Infanterist und dient in Nordafrika und Italien. Kurz vor Kriegsende wird er in Italien verwundet und verlässt den Kriegsdienst hochdekoriert als jüngster Major der Armee. Bis an sein Lebensende trägt Lex Barker eine Silberplatte im Schädel.
1945 geht Lex Barker nach Hollywood, wo er als Nachfolger von Johnny Weissmüller für fünf „Tarzan“-Filme ausgewählt wird – doch die Rolle des berühmten Dschungelhelden widerspricht Lex Barkers Verständnis von seriöser Schauspielerei, er will nicht auf Dauer auf eine Rolle festgelegt sein und hasst es mit „Tarzan“ angeredet zu werden. Zwar kann er in den „Tarzan“-Filmen seinen gut gebauten Körper zeigen und sportlichen Einsatz bringen, schauspielerisch fühlt er sich in der Rolle jedoch unterfordert.
Gegen Ende der fünfziger Jahre wird es für Lex Barker in Hollywood schwieriger, gute Rollen zu bekommen – er muss sich mit drittklassigen Abenteuerproduktionen begnügen und versucht daher sein Glück in Europa. In Federico Fellinis „La Dolce Vita“ („Das süße Leben“, 1960) spielt er neben Marcello Mastroianni und Anita Ekberg, danach ergattert er noch einige Rollen in mittelmäßigen italienischen Abenteuerfilmen.
Als Produzent Horst Wendlandt ihn für seine erste Karl May-Verfilmung „Der Schatz im Silbersee“ verpflichten will, lehnt Lex Barker zunächst ab – ihm ist das deutsche Kino zu wenig einflussreich. Überredet wird er von seiner damaligen Ehefrau Irene Labhardt, die die Bedeutung der „Old Shatterhand“-Figur sofort erkennt. Daraufhin setzt in Deutschland eine regelrechte Karl-May-Film-Hysterie ein und die Hauptdarsteller Lex Barker und Pierre Brice avancieren schon bald zu Kult-Ikonen. Wie auch „Winnetou“-Darsteller Pierre Brice ist Lex Barker die Rolle des „Old Shatterhand“ auf den Leib geschrieben. Obwohl er mit dreiundvierzig Jahren nicht mehr der Jüngste ist, reitet, schießt und kämpft er sich in die Herzen der Kinobesucher. Insgesamt spielt er in neun weiteren Karl-May-Verfilmungen mit, zuletzt 1968 in „Winnetou und Shatterhand im Tal der Toten“ – danach wird es stiller um ihn.
Lex Barker wird während seines Karrierehöhepunktes in den sechziger Jahren aufgrund seines blendenden und heldenhaften Aussehens gerne als „Sexy Lexy“ bezeichnet, Produzent Wendland beschreibt ihn scherzhaft als „deutscher als alle Deutschen“. Als warmherziger und freundlicher Mensch sind Lex Barker Starallüren fremd – weniger bekannt ist, dass er mehrere Sprachen fließend spricht und als belesener und gebildeter Mann gilt. Wegen seiner Schwäche für Frauen, Partys, Alkohol und seines immensen Zigarettenkonsums vernachlässigt der sportlich-durchtrainierte Lex Barker immer mehr seine Gesundheit.
Lex Barkers 1942 geschlossene Ehe mit Constance Thurlow wird trotz zweier gemeinsamer Kinder 1950 wieder geschieden. 1951 heiratet er die Schauspielerkollegin Arlene Dahl, doch schon ein Jahr später lassen sich beide scheiden. Die 1953 mit der Hollywood-Diva Lana Turner geschlossene Ehe endet 1957. 1958 geht Lex Barker seine dritte Ehe mit der Schweizer Schauspielschülerin Irene Labhart ein, das Paar zieht 1959 nach Rom, wo 1960 der gemeinsame Sohn Christopher zur Welt kommt. Zwei Jahre später nimmt sich Irene Labhardt sechsundzwanzigjährig das Leben, nachdem sie unheilbar an Leukämie erkrankt ist. Der Schauspieler bezeichnet Irene Labhardt später als seine einzige große Liebe. Wenig später lernt er auf einer Flugreise die spanische Schönheitskönigin „Tita“ Carmen Cervera kennen, die er 1965 heiratet.
1965 nimmt der Komponist Martin Böttcher mit Lex Barker zwei Musiktitel auf – „Ich bin morgen auf dem Weg zu dir“ und „Mädchen in Samt und Seide“. Weil sich der Schauspieler mit diesen Stücken nach eigenen Aussagen nicht identifizieren kann, werden sie nie veröffentlicht.
Anfang der siebziger Jahre kann man Lex Barker in verschiedenen Gastrollen amerikanischer Serien sehen, wie „The FBI“ und „It Takes A Thief“ („Ihr Auftritt, Al Mundy“).
Am 11. Mai 1973 bricht Lex Barker in New York tot zusammen – drei Tage nach seinem vierundfünfzigsten Geburtstag, den er in einem Nachtlokal in Manhattan feiert. Es grenzt an eine gewisse Tragik, dass der Star allein auf einer Straße inmitten New Yorks Häuserschluchten zusammenbricht und stirbt – „Tarzan starb im Urwald von New York“ titelt daraufhin die „Münchner Allgemeine Zeitung“.